Der „Nackte Mann” – ein komischer Name für ein Boot

Am 19.03.2017 taufen wir ein neues Boot. Bei der offenen Vorstandssitzung am 6. März wurde unter allen anwesenden Schülern und Ehemaligen über den zukünftigen Namen abgestimmt. Danach stand fest, dass das neue Boot den Namen „Nackter Mann“ tragen wird. Für viele Schüler ist dieser Name für ein neues Boot eher befremdlich, da leider heute die aktiven Schüler weder das Internat am Päda noch die Geschichte des „Nackten Mannes“ nicht mehr kennen. Der Name unseres neuen Bootes erinnert an den legendären Pokal aus den Zeiten, als es am Päda noch Internatshäuser gab, die jeden Sommer zum Vereinsfest gegeneinander antraten und sich zum Teil legendäre Rennen lieferten.

Der bronzene Pokal steht heute im Amtszimmer am Päda, wo er unter hohen Sicherheitsbedingungen aufbewahrt wird und auf eine Wiederaufnahme der legendären Häuserregatta wartet. Früher stand der nackte Mann als sichtbare Trophäe im Speisesaal des jeweiligen Internatshauses, dass den Sieg eingefahren hatte. Hin und wieder störte sich der oder die  ein oder andere an der Nacktheit des dargestellten Bogenschützen, weshalb  auch schon mal Lendenschürze genäht oder gehäkelt wurden. Auch wurden Diskussionen über die glänzend polierten Oberflächen einiger Körperteile geführt. War ein Internatshaus im Besitz des „Nackten Mannes“, versuchte die Häusermannschaft im Folgejahr unter allen Umständen einen Verlust zu vermeiden.

Mit dem Namen erinnern wir an ein bisschen Päda- und Vereinsgeschichte. Das Internat hat in der Vergangenheit den Ruderverein deutlich mitgeprägt und soll so uns in Erinnerung bleiben.

An dieser Stelle bedanken wir uns bei Allen, die das Boot möglich gemacht haben. Wir haben lange darauf gespart und wir sind mit Spenden unterstützt worden. Auch der VESDEP (Ehemaligenverein des Pädas) hat sich engagiert und mit seiner Spende die neuen Skulls für den „Nackten Mann“ finanziert.  Dafür wollen wir ganz herzlich danken.

Wir erlauben uns in unsere Festschrift von 2009 hineinzuschauen:

Der „Nackte Mann” 1928—2008

Gestiftet von Otto Kühne junior im Jahre 1928, „um den Internatsschülern steten Ansporn zum Rudern zu geben“. Er erfüllt dieses Ziel seit nunmehr über 80 Jahren: Der „Nackte Mann”. Am 28.06.2009 werden im Zuge des diesjährigen Vereinsfestes auch wieder die Mannschaften der Internatshäuser zum inzwischen 68. Mal das Rennen um den traditions- reichen Pokal austragen. Auch dieses Jahr wird der große bronzene Schütze wieder einen Platz im erfolgreichsten der drei verbliebenen Internatshäuser finden.

Mit der sinkenden Zahl an internen Schülern waren zwar zwangsläufig weniger Mannschaften am Regattastart aber das tat dem Enthusiasmus einiger Interner keinen Abbruch. 1970 und 1971 kehrten ehemalige Schüler des bereits geschlossenen Hauses Rektorat zurück um für ihr Haus bei der Regatta anzutreten. Beide Male gewannen sie den Pokal. Viele weitere Jahre, besonders unter Trainingsvorbereitung von Dirk Schreiber und Silke Andrews, brachten spannende und dem „Nackten Mann” durchaus würdige Siegeskämpfe. In den letzten Jahren, war es vor allem aus personellen Gründen sowohl auf Trainer- wie auf Rudererseite schwierig, die von den beiden geleistete Arbeit aufrecht zu erhalten. Aus diesem Grund war auch die Vorbereitung auf die Regatta oft nur dürftig oder blieb ganz aus. Zum Vereinsfest 2008 keimte wieder der Geist des „Nackten Mannes“ auf: sogar vier Mannschaften traten an und kämpften um die Trophäe.

Mit dem Jahre 2009 zeichnet sich nun leider das Ende der langen Wanderung des „nackten Mannes“ ab. Wie überall herrscht auch am PÄDA die Veränderung und so wird das Internat am 01.01.2011 seine Pforten schließen. Diesem end- gültigen Schlusspunkt geht die Schließung der Häuser Hessenhaus und Constantia bereits im Sommer 2009 voraus. Das Jubiläumsjahr des R.V.P.G.‚ 2009, wird somit auch das Abschiedsjahr vom „Nackten Mann“ sein. Beim Jubiläumsfest am 28.06. soll mit hoffentlich großer Beteiligung zum 68. und zugleich letzten Mal das traditionelle Häuserrennen ausgefahren werden. Wenn es auch das Ende der Reise sein soll, so hat sich der „Nackte Mann” diesen letzten Teil seiner Wanderung in den Händen des jubelnden Siegers redlich verdient. Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht wie in den 70er Jahren ein paar ruderbegeisterte Ehemalige finden, die um des Sieges Willen einmal zurückkehren. Sicher ist allerdings, dass der „Nackte Mann“ einen Ehrenplatz im Bootshaus erhalten wird. An diesem kann er darauf warten, irgendwann einmal wieder von einer Häusermannschaft erobert zu werden und für ein Jahr ein Zuhause außerhalb des R.V.P.G. zu finden.“

Auszug aus der Vereinschronik 100 Jahre R.V.P.G.

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